Beurteilung der Marktzinsmethode: Unterschied zwischen den Versionen

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* der Kapitalwert eines Projekts nach der Marktzinsmethode: Er kann von einem klassisch berechneten Kapitalwert abweichen und wird dies im Allgemeinen auch tun. Wegen der unterschiedlichen Prämissen und Berechnungsweise ist dies an sich nicht ungewöhnlich.  
* der Kapitalwert eines Projekts nach der Marktzinsmethode: Er kann von einem klassisch berechneten Kapitalwert abweichen und wird dies im Allgemeinen auch tun. Wegen der unterschiedlichen Prämissen und Berechnungsweise ist dies an sich nicht ungewöhnlich.  


Die folgende Tabelle zeigt dies für das bisherige Beispiel zur [[Marktwertmethode]] (links) und für die klassische Kapitalwertberechnung (rechts) mit einem Zinssatz von 5,7 %. Obwohl der Prognosezinssatz entsprechend dem Durchschnitt der laufzeitkongruenten Zinssätze gewählt wurde, fallen die Kapitalwerte unterschiedlich aus.  
Die folgende Tabelle zeigt dies für das bisherige Beispiel zur [[Marktzinsmethode]] (links) und für die klassische Kapitalwertberechnung (rechts) mit einem Zinssatz von 5,7 %. Obwohl der Prognosezinssatz entsprechend dem Durchschnitt der laufzeitkongruenten Zinssätze gewählt wurde, fallen die Kapitalwerte unterschiedlich aus.  




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Interessant ist allerdings die Interpretation der unterschiedlichen Ergebnisse. Der Unterschied von 4.191 € lässt sich mit Hilfe der impliziten Terminzinssätze der Marktzinsmethode leicht erklären: Während dort für Jahr 3 ein Zinssatz von 15,1 % konsistent ist, rechnet die Kapitalwertmethode mit einem Zinssatz von 5,7 %. Dieser ist aus heutiger Sicht nicht konsistent und mit den heutigen Konditionen nicht laufzeitkongruent reproduzierbar. Die Zinssatzprognose erweist sich als Spekulation. Der höhere Kapitalwert nach klassischer Berechnung erweist sich als '''Fristentransformationserfolg'''. Der Fristentransformationserfolg ergibt sich aus dem Vergleich des Kapitalwerts gemäß der [[Marktzinsmethode]] mit dem nach Standardberechnung. Er beruht auf der Annahme, dass künftig (speziell in Jahr 3) eine deutlich günstigere einperiodige Finanzierung möglich ist als die derzeitige, vergleichsweise langfristige Dreijahreskondition dies nahelegt. Andererseits ist die Zinssatzprognose der herkömmlichen Kapitalwertberechnung für Jahr 1 niedriger als das verfügbaren vierprozentigen Geschäft und damit unplausibel.  
Interessant ist allerdings die Interpretation der unterschiedlichen Ergebnisse. Der Unterschied von 4.191 € lässt sich mit Hilfe der impliziten Terminzinssätze der Marktzinsmethode leicht erklären: Während dort für Jahr 3 ein Zinssatz von 15,1 % konsistent ist, rechnet die Kapitalwertmethode mit einem Zinssatz von 5,7 %. Dieser ist aus heutiger Sicht nicht konsistent und mit den heutigen Konditionen nicht laufzeitkongruent reproduzierbar. Die Zinssatzprognose erweist sich als Spekulation. Der höhere Kapitalwert nach klassischer Berechnung beinhaltet einen '''Fristen­transformations­erfolg'''. Der Fristen­transformations­erfolg ergibt sich aus dem Vergleich des Kapitalwerts gemäß der [[Marktzinsmethode]] mit dem nach Standardberechnung. Er beruht auf der Annahme, dass künftig (speziell in Jahr 3) eine deutlich günstigere einperiodige Finanzierung möglich ist als die derzeitige, vergleichsweise langfristige Dreijahres­kondition dies nahelegt. Andererseits ist die Zinssatz­prognose der herkömmlichen Kapitalwert­berechnung für Jahr 1 niedriger als das verfügbaren vierprozentigen Geschäft und damit unplausibel.  


Im obigen Beispiel ergibt sich nach beiden Berechnungsformen ein positiver Kapitalwert, so dass der Fristentransformationserfolg für die Projektvorteilhaftigkeit nicht entscheidend ist. Allerdings sind ohne Weiteres Fälle denkbar, in denen nach Marktzinsmethode ein negativer, nach herkömmlicher Methode ein positiver Kapitalwert resultiert. Die Vorteilhaftigkeit des Projekts ergibt sich in diesen Fällen ausschließlich durch die Fristentransformation bzw. den Spekulationserfolg. Der Betrieb sollte sich fragen, ob er diese Fristentransformation (und den damit verbundenen Erfolg) auch unabhängig vom betrachteten Projekt realisieren würde.


* weitere Anwendungen, insbesondere zur Bewertung von Annuitäten und Investitionsketten
 
 
== Plausibilität weiterer Anwendungsergebnisse ==
 
Neben der bislang betrachteten Beurteilung eines Einzelprojekts hat Rolfes (1991) die Marktzinsmethode für weitere Anwendungen vorgeschlagen. Hierzu gehört auch die Beurteilung von [[Investitionsketten]]. Die Standardmethode dazu, die Verwendung von [[Annuität|Annuitäten]], wirft bei der Marktzinsmethode - wie generell bei periodenspezischen Zinssätzen - Probleme auf, da die Höhe der Annuität dann vom jeweiligen Jahr abhängt.
 
 
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siehe auch:<br>
Troßmann, Ernst: Investition. Stuttgart 1998, Kapitel 4.3.
ConfirmedUser, Student, Bürokraten, Administratoren
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