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Neben den periodenbezogenen Kapitalrentabilitäten gibt es Vorschläge, die Kapitalwerte von Projekten oder Unternehmen in Relation zum eingesetzten Kapital bzw. zu dessen Barwert zu setzen. Bekannte Beispiele sind der '''VRoI (Value Return on Investment)''' | Neben den periodenbezogenen Kapitalrentabilitäten gibt es Vorschläge, die Kapitalwerte von Projekten oder Unternehmen in Relation zum eingesetzten Kapital bzw. zu dessen Barwert zu setzen. Bekannte Beispiele sind der '''VRoI (Value Return on Investment)''', der '''DCF-Return (Discounted Cash-flow-Return)''' oder der [[Financial Resources Formulary|Profitability Index]]. Vorgeschlagen werden diese Größen zur Auswahl und Priorisierung von Investitionsprojekten bei knappem Kapital- bzw. Investitionsbudget. Während die periodenübergreifende Erfolgsmessung im Zähler grundsätzlich zu begrüßen ist, kann die Erfassung des knappen Faktors Kapitals im Nenner nur als heuristische Lösung eingeschätzt werden. Korrekterweise wäre knappes Kapital über seine Opportunitätskosten in einem entsprechend erhöhten [[Kalkulationszinssatz]] zu berücksichtigen. | ||
Version vom 10. Januar 2012, 18:12 Uhr
von Clemens Werkmeister
Rentabilitäten (synonym auch Renditen) sind Verhältniskennzahlen, die eine Erfolgsgröße in Relation zu einem knappen Faktor setzen, der zur Erwirtschaftung dieses Erfolgs notwendig ist, und damit die Ergiebigkeit (Produktivität) dieses Faktors messen.
Arten von Rentabilitäten
Nach der Art der Erfolgsgröße und des knappen Faktors ergeben sich vielfältige Ausprägungen. So misst die Pro-Kopf-Rentabilität den durchschnittlichen Erfolg pro Mitarbeiter, die Verkaufsflächenrentabilität den durchschnittlichen Erfolg pro m² im Einzelhandel, die Umsatzrentabilität (RoS - Return on Sales) den Erfolg pro Umsatzeinheit. Der Umsatz kann jedoch auch als Erfolgsgröße gelten und dann im Zähler der Rentabilität stehen, etwa wenn die Kundenrentabilität in einfacher Form als Umsatz pro Kunde gemessen wird. Steht eine Kapitalgröße als knapper Faktor im Nenner, spricht man von einer Kapitalrentabilität.
Kapitalrentabilitäten
Generell misst eine Kapitalrentabilität den Erfolg des eingesetzten Kapitals. Dies ist für die Planung und Investitionsbudgetierung (Capital Budgeting) von Bedeutung, für Beurteilung, Vergleich und Steuerung von Projekten, Tochtergesellschaften (insbesondere in Form von Profit oder Investment Centern) oder auch ganzen Unternehmen, als Bemessungsgrundlage für die erfolgsabhängige Vergütung von Managern sowie für die zugehörigen Kontrollzwecke. Entspechend der Vielzahl der Zwecke und Anwendungsfälle hat sich auch eine Vielfalt an Kennzahlen herausgebildet, die nicht immer einheitlich benannt oder verwendet werden.
Betrachtet man zunächst periodenbezogene Erfolge, so lassen sich grundsätzliche Fälle danach unterscheiden, ob im Zähler
- der Gewinn nach Steuern und Zinsen (Jahresüberschuss) oder
- der stärker operativ geprägte Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT – Earnings before Interest and Taxes) bzw.
- der Gewinn vor Zinsergebnis aber nach (fiktiven) Steuern (NOPAT – Net Operating Profit after Taxes)
stehen. Im Nenner stehen grundsätzlich Kapitalgrößen. Wichtige Kapitalgrößen sind
- das Gesamtkapital: hier steht die Erfassung aller unternehmerischen Sachverhalte (sowohl betriebs- als auch finanzierungsbedingter Art) im Vordergrund;
- das Eigenkapital (oftmals einschließlich eigenkapitalähnlicher Positionen wie Genussrechte oder anteilige langfristige Pensionsrückstellungen): hier steht die Perspektive der Eigentümer im Vordergrund;
- das verzinsliche Kapital. Zu dessen Berechnung werden nicht verzinsliche Passivpositionen vom Gesamtkapital abgezogen. Dieses sogenannte Abzugskapital umfasst Rückstellungen, Kundenanzahlungen, Lieferantenverbindlichkeiten, zinslose Gesellschafterdarlehen, wobei einzelne Positionen durchaus umstritten sind, da die nominale Zinslosigkeit möglicherweise anderweitig (etwa über die Preiskonditionen der Lieferungen) ausgeglichen wird.
- das betriebsnotwendige Kapital: dazu zählen alle Teile des Anlage- und des Umlaufvermögens, die der Erfüllung des Sachzieles der Unternehmung dienen und nicht bereits in anderer Form (verdeckt) verzinst werden (vgl. Nr. 44 Abs. 1 und 2 LSP). Typische nicht betriebsnotwendige Vermögensgegenstände sind nicht genutzte Grundstücke oder Wert-papiere des Anlagevermögens und des Umlaufvermögens, doch hängt die Zuordnung jedenfalls vom Betriebszweck ab.
In der Praxis finden sich im Detail unterschiedliche Abgrenzungen dieser Erfolgs- und Kapitalgrößen. Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Kapitalrentabilitäten zusammen, die sich aus diesen Überlegungen ergeben:
Arten von Kapitalrentabilitäten | ||||
---|---|---|---|---|
Zähler | Gewinn nach Zinsen und Steuern | Operatives Ergebnis nach Steuern | Operatives Ergebnis (Gewinn vor Zinsen und Steuern) | |
Nenner | JÜ | NOPAT | EBIT | |
Gesamtkapital | Bilanzsumme | RoI Return on Investment |
RoC /RoA Return on Capital/Assets |
|
Eigenkapital | EK + EK-ähnliche Positionen | RoE Return on Equity |
||
Nettokapital | Gesamtkapital abzüglich nicht zinstragender Verbindlichkeiten |
RoNA Return on Net Assets |
RoCE Return on Capital Employed | |
betriebs- notwendiges Vermögen |
Net Operating Assets (ohne Finanzanlagen) | RoOA Return on Operating Assets |
(EVA) |
Mehrperiodige Kapitalrentabilitäten
Neben den periodenbezogenen Kapitalrentabilitäten gibt es Vorschläge, die Kapitalwerte von Projekten oder Unternehmen in Relation zum eingesetzten Kapital bzw. zu dessen Barwert zu setzen. Bekannte Beispiele sind der VRoI (Value Return on Investment), der DCF-Return (Discounted Cash-flow-Return) oder der Profitability Index. Vorgeschlagen werden diese Größen zur Auswahl und Priorisierung von Investitionsprojekten bei knappem Kapital- bzw. Investitionsbudget. Während die periodenübergreifende Erfolgsmessung im Zähler grundsätzlich zu begrüßen ist, kann die Erfassung des knappen Faktors Kapitals im Nenner nur als heuristische Lösung eingeschätzt werden. Korrekterweise wäre knappes Kapital über seine Opportunitätskosten in einem entsprechend erhöhten Kalkulationszinssatz zu berücksichtigen.
---
siehe auch:
Troßmann/Baumeister/Werkmeister: Management-Fallstudien im Controlling. 2. Aufl., München 2008.