ConfirmedUser, Student, Bürokraten, Administratoren
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''von Clemens Werkmeister'' | |||
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Zur Beurteilung einer betriebswirtschaftlichen Methode können verschiedene Kriterien herangezogen werden, als da sind: | Zur Beurteilung einer betriebswirtschaftlichen Methode können verschiedene Kriterien herangezogen werden, als da sind: | ||
* Konsistenz und Plausibilität der Prämissen | * Konsistenz und Plausibilität der Prämissen | ||
* Plausibilität der Ergebnisse | * Plausibilität der Ergebnisse. | ||
Diesen Kriterien muss sich auch die Investitionsbeurteilung nach der [[Marktzinsmethode]] stellen. | Diesen Kriterien muss sich auch die Investitionsbeurteilung nach der [[Marktzinsmethode]] stellen. | ||
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Interessant ist allerdings die Interpretation der unterschiedlichen Ergebnisse. Der Unterschied von 4.191 € lässt sich mit Hilfe der impliziten Terminzinssätze der Marktzinsmethode leicht erklären: Während dort für Jahr 3 ein Zinssatz von 15,1 % konsistent ist, rechnet die Kapitalwertmethode mit einem Zinssatz von 5,7 %. Dieser ist aus heutiger Sicht nicht konsistent und mit den heutigen Konditionen nicht laufzeitkongruent reproduzierbar. Die Zinssatzprognose erweist sich als Spekulation. Der höhere Kapitalwert nach klassischer Berechnung beinhaltet einen '''Fristen­transformations­erfolg'''. Der Fristen­transformations­erfolg ergibt sich aus dem Vergleich des Kapitalwerts gemäß der [[Marktzinsmethode]] mit dem nach Standardberechnung. Er beruht auf der Annahme, dass künftig (speziell in Jahr 3) eine deutlich günstigere einperiodige Finanzierung möglich ist als die derzeitige, vergleichsweise langfristige Dreijahres­kondition dies nahelegt. Andererseits ist die Zinssatz­prognose der herkömmlichen Kapitalwert­berechnung für Jahr 1 niedriger als das verfügbaren vierprozentigen Geschäft und damit unplausibel. | Interessant ist allerdings die Interpretation der unterschiedlichen Ergebnisse. Der Unterschied von 4.191 € lässt sich mit Hilfe der impliziten Terminzinssätze der Marktzinsmethode leicht erklären: Während dort für Jahr 3 ein Zinssatz von 15,1 % konsistent ist, rechnet die Kapitalwertmethode mit einem Zinssatz von 5,7 %. Dieser ist aus heutiger Sicht nicht konsistent und mit den heutigen Konditionen nicht laufzeitkongruent reproduzierbar. Die Zinssatzprognose erweist sich als Spekulation. Der höhere Kapitalwert nach klassischer Berechnung beinhaltet einen '''Fristen­transformations­erfolg'''. Der Fristen­transformations­erfolg ergibt sich aus dem Vergleich des Kapitalwerts gemäß der [[Marktzinsmethode]] mit dem nach Standardberechnung. Er beruht auf der Annahme, dass künftig (speziell in Jahr 3) eine deutlich günstigere einperiodige Finanzierung möglich ist als die derzeitige, vergleichsweise langfristige Dreijahres­kondition dies nahelegt. Andererseits ist die Zinssatz­prognose der herkömmlichen Kapitalwert­berechnung für Jahr 1 niedriger als das verfügbaren vierprozentigen Geschäft und damit unplausibel. | ||
Im obigen Beispiel ergibt sich nach beiden Berechnungsformen ein positiver Kapitalwert, so dass der Fristentransformationserfolg für die Projektvorteilhaftigkeit nicht entscheidend ist. Allerdings sind | Im obigen Beispiel ergibt sich nach beiden Berechnungsformen ein positiver Kapitalwert, so dass der Fristentransformationserfolg für die Projektvorteilhaftigkeit nicht entscheidend ist. Allerdings sind Fälle denkbar, in denen nach Marktzinsmethode ein negativer, nach herkömmlicher Methode ein positiver Kapitalwert resultiert. Die Vorteilhaftigkeit des Projekts ergibt sich in diesen Fällen ausschließlich durch die Fristentransformation bzw. den Spekulationserfolg. Der Betrieb sollte sich fragen, ob er diese Fristentransformation (und den damit verbundenen Erfolg) auch unabhängig vom betrachteten Projekt realisieren würde. | ||
Nimmt der Betrieb vor Anwendung der Marktzinsmethode alle von ihm akzeptierten Finanzgeschäfte in die Finanzplanung auf, also auch solche, die erst in der Zukunft beginnen, dann lässt die Kapitalwertberechnung der Marktzinsmethode in diejenige nach klassischer Methode mit periodenindividuellen Zinssätzen überführen (vgl. Troßmann 1998). | |||
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== Plausibilität weiterer Anwendungsergebnisse == | == Plausibilität weiterer Anwendungsergebnisse == | ||
Neben der bislang betrachteten Beurteilung eines Einzelprojekts hat Rolfes (1991) die Marktzinsmethode für weitere Anwendungen vorgeschlagen. Hierzu gehört auch die Beurteilung von [[Investitionsketten]]. Die Standardmethode dazu, die Verwendung von [[Annuität|Annuitäten]], wirft bei der Marktzinsmethode - wie generell bei periodenspezischen Zinssätzen - Probleme auf, da die Höhe der Annuität dann vom jeweiligen Jahr abhängt. | Neben der bislang betrachteten Beurteilung eines Einzelprojekts hat Rolfes (1991) die Marktzinsmethode für weitere Anwendungen vorgeschlagen. Hierzu gehört auch die Beurteilung von [[Investitionskette|Investitionsketten]]. Die Standardmethode dazu, die Verwendung von [[Annuität|Annuitäten]], wirft bei der Marktzinsmethode - wie generell bei periodenspezischen Zinssätzen - Probleme auf, da die Höhe der Annuität dann vom jeweiligen Jahr abhängt. | ||
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siehe auch:<br> | siehe auch:<br> | ||
Troßmann, Ernst: Investition. Stuttgart 1998, Kapitel 4.3. | Troßmann, Ernst: Investition. Stuttgart 1998, Kapitel 4.3.<br> | ||
Rolfes, Bernd: Bilanzstrukturorientiertes Risikomanagement in Banken. Duisburg 1991. | |||